1939 - 1945
1939
Der Werbefeldzug für den KdF-Wagen (wie der Volkswagen in dieser frühen Zeit heißt)
läuft auf vollen Touren, in- und ausländische Journalisten sind zu Probefahrten
eingeladen. Laut Prospekt sind ein Cabrio, eine Limousine sowie eine Limousine mit
Sonnendach erhältlich. Ein auf Basis des KdF-Fahrzeugs in 3 Exemplaren gebauter Rennwagen
(Typ 60 K10, auch Typ 64 genannt) soll mit seinen 140 km/h Spitzengeschwindigkeit
publikumswirksam auf der Rallye Berlin-Rom eingesetzt werden.
Als am 1. September der Krieg ausbricht, ist von alledem keine Rede mehr und aus dem
inzwischen fast fertiggestellten Werk wird nicht ein KdF-Wagen seinen hoffnungsfrohen
Sparer erreichen.
Auf Erfahrungen mit der Vorserie VW 30 sowie frühen Studien zu Militärversionen
aufbauend, entsteht 1938/39 der Probe-Kübelwagen Typ 62 als erster Geländewagen.
1940
Ein aus dem Typ 62 weiterentwickelter Typ 82-Kübelwagen (von Kübelsitz-Wagen, im
Militärjargon kurz "Kübelwagen") kommt heraus. Einige gegenüber dem
KdF-Basismodell unaufwendige technische Änderungen an Motor, Achsen und Getriebe
gewährleisten die militärisch erforderliche Geländegängigkeit. Die rundum aus geraden
Teilen gefertigte Karosserie erinnert in nichts mehr an die KdF-Limousine.
Als erstes Serienprodukt laufen zwischen Mai und Jahresende Fahrgestelle und Motoren von
über 1000 Typ 82-Kübelwagen vom Band des Volkswagenwerks. Die aus Berlin von der Firma
Ambi Budd gelieferten Karosserien werden im Werk dazumontiert.
Die ersten VW 128-Prototypen schwimmen im September in einem See nahe Stuttgart. Im Wasser
wird dieser Allrad-Kübelwagen durch eine am Heck ausklappbare dreiblättrige Schraube
angetrieben. Damit erreicht er eine Geschwindigkeit von 10 km/h, gesteuert wird mit den
Vorderrädern. An Land fährt der 900 kg schwere Schwimmwagen 80 km/h.
1941
Erstmals gehen als Typ 82E und 92SS Käfer technisch modifiziert - Allradantrieb - an die
Wehrmacht und Parteifunktionäre.
Bekannt wurden solche Wagen auch unter der Typbezeichnung 87 als
"Kommandeurswagen". Tropentaugliche Versionen, feuchtigkeits- und sanddicht,
kamen in Afrika zum Einsatz.
Die Entwicklung des Schwimmwagens wird fortgeführt, erste Prototypen ab August als Typ
166 unter anderem auf ausgedehnten Alpentouren erprobt. Auffälligstes Merkmal im
Vergleich zum Vorgängermodell (Typ 128) ist der verkürzte Radstand.
1942
Der Schwimmwagen 166 wird jetzt in Serie gefertigt, mit 1131 ccm Hubraum leistet er 25 PS,
ist an Land 80 km/h und zu Wasser 10 km/h schnell.
Weiterhin werden die Kommandeur- und Kübelwagen in verschiedenen Versionen gebaut: Ab
Herbst erprobt man sogar erste Kettenfahrzeuge auf Basis des Serien-Kübelwagens. Dieser
Typ 155, der vor allem schneetauglich sein soll, weist anstelle der Hinterräder ein
Kettenlaufwerk auf. Die Steuerung des Halbkettenfahrzeugs erfolgt über die Vorderräder.
1943
Kriegsbedingt entstehen weitere Varianten des Kübelwagens: Durch einen Zusatz an der
Bereifung kann der Typ 157 in wenigen Minuten für die Fahrt auf Bahnschienen umgerüstet
werden.
Die Treibstoffknappheit erzwingt neue Antriebslösungen: Kübelwagen und Käfer werden
notgedrungen mit den charakteristischen Buckeln in der Fronthaube versehen, unter denen
sich Holzgasgeneratoren verbergen. Es gibt unterschiedliche Ausführungen für den Betrieb
mit Braunkohle, Anthrazitkohle oder Holz.
Trotz erhöhten Leergewichts (Generator!) bringen die Typ 230-Kübelwagen wie ihre
Vorgänger eine Leistung von 24 bis 25 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.
In diesem Jahr fertigt das Werk übrigens 26.177 Fahrzeuge - überwiegend durch
Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.
1944
Die bekannten Autotypen - Kübelwagen und Militärkäfer - werden weiterproduziert.
Daneben stellt das Werk Flugzeugteile und V1-Bomben her, wodurch es amerikanische
Bomberangriffe auf sich zieht.
Im Laufe des Jahres werden Zweidrittel der Werksanlagen zerstört. Die Fertigung wird
stark beeinträchtigt, obwohl große Teile der Produktionseinrichtungen rechtzeitig
ausgelagert wurden. Trotz der erschwerten Bedingungen werden in diesem Jahr 20.884 Wagen
gebaut.
1945
Amerikanische Truppen sind die ersten, die das in Trümmern liegende Werk am 12. April
erreichen und vor weiterer Plünderung und Zerstörung schützen. Die Aufräumungsarbeiten
beginnen unter den nachfolgenden Briten, in deren Besatzungszone Werk und Stadt liegen.
Bald werden aus vorgefundenen Teilen die ersten Autos - Kübelwagen und Käfer -
weitgehend in Handarbeit zusammengebaut. Allerdings nutzt man die provisorisch wieder in
Betrieb genommenen Anlagen hauptsächlich für Reparaturarbeiten an den Wagen der
Militärbesatzer.
Schon im Mai taufen die Stadtverordneten die "Stadt des KdF-Wagens" nach einem
in der Nähe gelegenen Schloß in "Wolfsburg" um. Unter dem britischen Major
Ivan Hirst heißt das Werk für kurze Zeit "Wolfsburg Motor Works" (in Anlehnung
an den Markennamen "Bayerische Motoren Werke", BMW) und stellt als Serienwagen
des Jahres die auf Kübelwagenfahrgestell montierte Käferlimousine Typ 51 her.
20 000 solcher Wagen werden von der britischen Militärregierung bestellt - ein Auftrag,
der bei der herrschenden Materialknappheit kaum zu erfüllen ist.
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